In einer Bibliothek stehen Tausende von Büchern und Medien – 24 Stunden pro Tag, an 7 Tagen, also 168 Stunden pro Woche. Doch in Uster waren die Medien für das Publikum bis anhin nur während 42 Stunden pro Woche zugänglich. Roman Weibel, dem Leiter der Stadt- und Regionalbibliothek Uster, war das zu wenig. «Das Geschäftsmodell einer öffentlichen Bibliothek ist nicht die Lagerung von Büchern, sondern die Ausleihe. Also suchten wir einen Weg, unsere Kundschaft öfter die Möglichkeit zu bieten, Bücher auszuleihen.»
Um das Konzept «Open Library» zu realisieren, wurden zwei Massnahmen umgesetzt: Einerseits erhöhte Uster die wöchentlichen Öffnungszeiten um 14 Stunden, von früher 42 auf neu 56 Stunden. Zudem wurden im Winter «offene Sonntage» getestet. Beide Massnahmen waren ein voller Erfolg.
Doch wie konnte die Bibliothek Uster das Konzept ohne zusätzliches Personal und ohne Überstunden einführen?
Längere Öffnungszeiten
Für die Stadt- und Regionalbibliothek Uster stand vorab eines fest: Für die Kundschaft sind klare und leicht zu merkende Öffnungszeiten wichtig. Seit März 2019 hat die Bibliothek darum neu von Montag bis Freitag von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet, am Samstag von 10.00 bis 16.00 Uhr. Um die zusätzlichen 14 Öffnungsstunden mit gleichbleibendem Personalbestand zu stemmen, wurde von 9.00 bis 11.00 Uhr die unbediente Bibliothek eingeführt. Der Zugang in die Bibliothek wird durch ein Terminal gesteuert, das den Kundinnen und Kunden mit einer gültigen Bibliothekskarte den Eintritt gewährt.
Sonntags geöffnet
Im Winter 2018/19 war die Bibliothek in Uster neu an 12 Sonntagen von November bis Februar von 11.00 bis 15.00 Uhr geöffnet. Ein Konzept, dem in der Schweiz einige Bibliotheken, Museen, Sporthallen, Hallenbäder oder Zoos folgen: «Gerade an Sonntagen haben viele Personen und Familien Zeit», sagt Weibel. «In Uster ist im Winter wenig los. Da bietet die offene Bibliothek ein willkommener Ort zum Lesen von Zeitungen, um in Büchern zu schmökern, zu spielen oder Kaffee zu trinken.»
Mit vollem Teameinsatz zum Erfolg
Rückendeckung für diese Sonntagsarbeit hat sich die Bibliothek mit einem Beschluss des Stadtrates geholt. Das ganze Team steht hinter der Sonntagsöffnung und jeder hat einen Sonntageinsatz geleistet – ein tragbarer Mehraufwand. Pro Sonntag war jeweils eine Bibliothekarin und eine Hilfskraft im Einsatz. Zusatzkosten gab es kaum. Wichtig war, das neue Angebot bei der Kundschaft bekannt zu machen, was Uster auch gelang: Pro Sonntag kamen rund 240 Besucherinnen und Besucher. Und da das schriftlich eingeholte Feedback zu 100% positiv ausfiel, führt die Bibliothek im Winter 2019/20 den «Sonntagstest» zum zweiten Mal durch. Danach zieht Uster Bilanz und entscheidet, ob sie Sonntagsöffnung über den Winter definitiv einführen.
(Quelle: Fachstelle Bibliotheken, NL 2019-3)
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