In Zollikofen steht das Schweizerische Blindenmuseum «anders sehen». Es bietet sehenden Menschen die Möglichkeit, in die Welt der blinden- und sehbehinderten Menschen einzutauchen und zu erfahren, was es bedeutet, ohne oder mit reduziertem Augenlicht durch das Leben zu gehen. Aber auch Betroffene können von den 120 Sammlungsobjekten aus 200 Jahren Blindenpädagogik, die hier in thematischen Gruppen zusammengestellt sind, profitieren. Alle Exponate dürfen berührt werden. Der Mediaguide erschliesst wichtige Zusatzinformationen. «Es ist ein spannender Lernort, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch sinnliche Erlebnisse und praktische Erfahrung bietet; eine einzigartige Kombination von Ausstellung, Dunkelraum mit Audioerlebnis, Atelier für Workshops und Sinneserfahrungen», wirbt das Museum auf seiner Webseite.
Das neu gestaltete Blindenmuseum wurde als einziges Schweizer Museum beim Europäischen Museumspreis EMYA mit der «Special Commendation 2022» ausgezeichnet. Die Jury begründete ihre Wahl damit, dass «dieses kleine Museum als Lernumfeld für alle geschaffen wurde. Sehr inklusiv in seiner Philosophie, Strategie und seiner Gestaltung vermittelt es die 200-jährige Geschichte der Bildung für die Sehbehinderten, indem es verschiedene sensuelle und praktische Erfahrungen für alle seine Besucher anbietet». Insgesamt waren 60 Museen aus 27 Ländern – darunter sechs Museen aus der Schweiz – für den Europäischen Museumspreis nominiert worden.
Skulpturen von Rolf Glauser in der Vorhalle des Blindenmuseums. (Foto: Schweizerisches Blindenmuseum)
«Kultur inklusiv»
Das Blindenmuseum ist Labelpartner von «Kultur inklusiv» von Pro Infirmis. So wurde der inhaltliche und bauliche Zugang inklusiv gestaltet: Der Mediaguide bietet erleichterte Zugänge in vier verschiedenen Programmen: Für blinde und sehbehinderte Menschen verfügt er über eine audiodeskriptive Spur zur Orientierung in den Räumen, die durch einen Handlauf unterstützt wird. Der auditive Zugang mit Kopfhörern ermöglicht ein gleichzeitiges Tasten der Objekte und Hören der dazugehörigen Information. Die Wandtexte werden vorgelesen. Für Menschen mit Hörbehinderungen stehen induktive Hörschleifen zur Verfügung. Für Menschen mit eingeschränkten Sprachkenntnissen wird eine Audio-Spur in leichter Sprache angeboten. Der allgemeine Rundgang steht in Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch zur Verfügung.
Der neue Pavillon «anders sehen» kann von Menschen mit Sehbehinderungen autonom besucht werden, da er, wo nötig, über ein Leitsystem mit Handlauf und Audioinformationen verfügt. Er ist rollstuhlgängig eingerichtet und mit einer behindertengerechten Toilette ausgestattet. Bei der Gestaltung der Ausstellung wurde auf eine kontrastreiche Farbwahl und ergonomische Einrichtung geachtet.
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