Auf der Suche nach einem Anlass, welchen wir während den Sommer- und Herbstferien anbieten können, wenn es in der Bibliothek etwas ruhiger zu- und hergeht, kam uns die Idee eines Escape Rooms auf. Nach einem Kurs zu «Escape Rooms in Bibliotheken» und Besuch eines Escape Rooms an einem Teamanlass, festigte sich die Idee, dass wir selber auch gerne einen erstellen würden.
Da der Escape Room während den Öffnungszeiten angeboten werden sollte und es keinen zusätzlichen Raum in der Bibliothek gibt, wo die Teilnehmenden hätten eingeschlossen werden können, wurde aus dem Escape Room ein Escape-Box-Abenteuer. Das Ziel war es nicht, aus einem Raum zu entfliehen, sondern die sechs Schlösser einer Box zu knacken, um diese zu öffnen.
Das Ziel war die sechs Schlösser einer Box zu knacken, um diese zu öffnen
(Foto: Bibliothek Münsingen)
Nach einer Teamsitzung mit Brainstorming war klar, dass wir mit einer Einstiegsgeschichte beginnen, einer Rahmenhandlung, auf welcher wir die Rätsel aufbauen wollen. Eine Kollegin liess ihrer Fantasie freien Lauf und während sich im 2023 die Teilnehmenden auf «Die Suche nach dem goldenen Buch» machten, begaben sie sich in diesem Jahr «Auf die Spuren von Dr. Blum». Auf dieser Rahmenhandlung bauten wir dann das ganze Rätsel auf.
Nachdem wir entschieden haben für welche Altersgruppe wir das Abenteuer anbieten wollten, ging es an die Rätselsuche. Dabei war die grösste Herausforderung, aus den unendlich vielen möglichen Rätseln - welche wir in unserem Kopf haben, in Büchern und im Internet gefunden werden können - die passenden herauszusuchen. Zusammen im Team wählten wir mögliche Rätsel aus. Die Rätsel durften nicht zu knifflig, aber auch nicht zu einfach sein. Die Bibliothek, wie auch die Geschichte sollte immer wieder eine Rolle spielen und es sollten möglichst unterschiedliche Rätsel sein, damit es nicht langweilig wird. Dann entschieden wir, mit welchen Rätseln man welche Schlösser knacken soll, verknüpften mehrere Rätsel miteinander – es sollte ja nicht zu einfach werden – und nach und nach, nahm das Abenteuer Gestalt an.
Alle iim Team haben die Rätsel hergestellt (Foto: Bibliothek Münsingen)
Alle im Team arbeiteten nun an ihren Rätseln, stellten sie her (bastelten, bauten, zeichneten…), so dass in einem nächsten Schritt alles zusammengestellt werden konnte. Nun ging es ans Ausprobieren, Verbessern, Vereinfachen und wieder Ausprobieren. Als wir das Abenteuer soweit fertig gestellt hatten, führten wir die Testdurchläufe durch. Diese haben wir mit grosser Spannung erwartet, da es beim Herstellen eines solchen Abenteuers immer ungewiss ist, wie andere Personen darauf reagieren. Ist es spannend genug, macht es Spass, ist es zu schwierig, zu einfach, schafft man es in der vorgegebenen Zeit usw.?
Die ersten Durchläufe ergaben in beiden Jahren, dass das Abenteuer noch etwas zu schwierig ist und eher mehr Zeit braucht als geplant. Gewisse Sachen, welche für uns logisch erschienen, sind nicht mehr ganz so logisch, wenn man sich nicht schon lange mit dem Abenteuer befasst hat und die ganze Bibliothek inn- und auswendig kennt. Der Blick von aussen ist, so haben wir gemerkt, sehr wichtig. Was aber auch eine Erkenntnis war: Das Escape-Box-Abenteuer macht Spass! Nicht nur das Herstellen und Ausprobieren, sondern auch für unsere Testpersonen!
Die Leute hatten Spass am Abenteuer (Foto: Bibliothek Münsingen)
Nun ging es ans Vereinfachen und Anpassen. Wir haben zum Beispiel noch Hilfekärtchen erstellt, eine Art Joker, mit denen man Tipps bei uns abholen konnte. Dank diesen hatten wir dann das Gefühl, dass das Escape-Box-Abenteuer für die unterschiedlichsten Gruppen machbar sein sollte.
Letztes Jahr haben wir zwei Abenteuer angeboten, eines für Kinder ab Lesealter, welches eher eine Art Schatzsuche war, bei der man vom einen Hinweis zum nächsten kam. Und eines, welches deutlich kniffliger war für Kinder und Erwachsene, ab der 5. Klasse. In diesem Jahr haben wir nur ein Abenteuer angeboten, welches für Kinder ab der 5. Klasse war, jüngere mussten zwingend in Begleitung eines Erwachsenen kommen.
Wir haben Flyer erstellt und Werbung gemacht. Das Escape-Box-Abenteuer haben wir in den Sommer- und Herbstferien, Dienstag bis Freitag jeweils 16:30 Uhr bis 17:30 Uhr für je eine Gruppe angeboten, damit danach noch Zeit war aufzuräumen und rechtzeitig Feierabend zu machen.
Fazit: Ein Escape-Box-Abenteuer zu erstellen macht Spass, ist aber auch ziemlich zeitintensiv. Wir haben einige Stunden in dieses Projekt investiert. Wir bekamen sehr viel positives Feedback, die Leute hatten Spass am Abenteuer. In beiden Jahren hatten wir ca. 30 Gruppen, die mitmachen konnten, einige mehr hätten mitmachen wollen, aber da war es schon ausgebucht. In jeder Gruppe hatte es 2-6 Personen und so kamen pro Jahr etwa 100 Leute dazu, das Abenteuer zu bestehen. Es könnten natürlich mehr sein, da der Aufwand so gross war, aber das Gute ist, das Escape-Box-Abenteuer besteht und kann jederzeit wiederaufgebaut werden. Und die nächsten, welche das Vergnügen haben werden, ist eine Schulklasse an der Erzählnacht 2024.