Mehr als Anpassungen in der Terminologie

04.02.2016 | Von Viktoria Kahl | Verschiedenes | Arbeitsgrundlagen| Schule und Bibliothek

Bei der Überarbeitung der SAB Richtlinien für die Schulbibliotheken ging es nicht nur um eine Aktualisierung von Begriffen sondern um die Realisierung einer Vision der Schulbibliotheken der Zukunft.

Von Viktoria Kahl
Viktoria Kahl-Milde, M.A. und Literaturpädagogin ARS, war von 2008 bis 2015 Schulbibliothekarin, zuletzt am Gymnasium Biel-Seeland. Seit 2013 führt sie als Leiterin der Fachstelle Schulbibliotheken die Geschicke aller Schulbibliotheken im Kanton Baselland und setzt sich für deren kontinuierliche Weiterentwicklung ein. In dieser Funktion tritt sie häufig als Referentin auf.
Im Jahr 2013/2014 wurden die in die Jahre gekommenen Richtlinien für Schulbibliotheken der SAB einer gründlichen Überarbeitung unterzogen. Wo anfangen? Diese Frage stellten sich die drei Expertinnen Susanne Galliker, Viktoria Kahl und die Projektleiterin Judith Manz, denen die verantwortungsvolle Aufgabe übertragen wurde, die Richtlinien für Schulbibliotheken, welche aus dem Jahr 2000 datierten, zu erneuern. Ursprünglich wurde von einem Erneuerungsbedarf von 30% ausgegangen. Letztendlich sind nicht einmal 30% der alten Richtlinien übernommen worden.
 
Die Herausforderung  bestand darin, die Richtlinien nicht nur im klassischen Sinne zu erneuern, d.h. alt gewordene Begrifflichkeiten (VHS-Kassette, Diaprojektor…) zu streichen und durch neue Begriffe zu ersetzen. Schliesslich war der Anspruch, dass die Richtlinien nicht in wenigen Jahren aufgrund der sich rasant verändernden Informationsgesellschaft schon wieder als „veraltet“ gelten. Vielmehr sollte dieses Dokument auch einen Blick in die Zukunft werfen: Es wurde daher viel diskutiert, Literatur konsultiert, neuste Forschungsarbeiten studiert und Webseiten gesichtet um ein Bild zu bekommen, wie die Zukunft der Schulbibliotheken aussehen soll. Und diese Zukunftsvisionen wollten anschliessend derart als Richtlinien „verpackt“ werden, dass sie wohl als zukunftsweisend, nicht aber als unrealistisch angesehen werden.
 
Arbeitsinstrument und Argumentationsgrundlage
Die Überarbeitung ging daher in mehreren Schritten von sich: Zunächst wurden wie erwähnt die alten Begriffe gestrichen und durch neue ersetzt. Nachdem diese „alten Zöpfe“ abgeschnitten waren, wurden behutsam die neuen Wünsche und Visionen für die Zukunft eingearbeitet: Die bestehenden Kapitel wurden erweitert, damit sie als Arbeitsinstrumente ebenso dienlich sind wie als Argumentationsgrundlage für Entscheidungsträger. Als besonders herausfordernd stellte sich zudem die grosse Heterogenität der Schweizer Schulbibliothekslandschaft dar: Von kleinen Klassenzimmerbibliotheken bis hin zu voll ausgerüsteten Lesezentren und kombinierten Schul- & Gemeindebibliotheken, sie alle verstehen sich als Schulbibliotheken. Es galt, einen Weg zu finden, den alle gleichermassen zu gehen bereit wären.
 
Neu wurde daher sehr viel stärker darauf geachtet, dass die Schulbibliotheken aktive Orte der Kompetenzvermittlung und nicht mehr reine „Medienaufbewahrungsorte“ sind. Die Aufgaben, welche Schulbibliothekarinnen und Schulbibliothekare wahrnehmen, mussten über die reine Bücherverwaltung hinausgehend beschrieben werden. Die Kapitel 7 „Kompetenzvermittlung“ sowie 8 „Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation“ nehmen diese veränderte Definition von Schulbibliotheken auf. Es soll dadurch allen Beteiligten klar werden, dass die Vermittlung von Lese-, Medien- und Informationskompetenz ebenso wichtig für eine gute Schulbibliotheksarbeit ist wie ein grosszügiger Raum oder eine gute Ausstattung. Denn was bringt der schönste Raum, wenn ihn niemand nutzt? In Kapitel 10 „Wichtige Indikatoren zur Qualitätssicherung“ wurde dem Ruf nach einer Professionalisierung der Schulbibliotheken durch messbare Leistungsüberprüfung entsprochen.

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Foto zVg

Um den Richtlinien zudem einen praktischen Anteil zu verleihen, wurden Dokumentenvorlagen zu Reglementen, Budget, Bibliotheksordnung, etc… sowie eine Netvibes-Seite mit schulbibliotheksrelevanten Links erstellt, welche alle, wie die Richtlinien auch, gratis auf der Homepage der SAB unter www.sabclp.ch/rsbonline.htm zugänglich und downloadbar sind.
 
Die Richtlinien sollen als ein Instrument zur Entwicklung von Schulbibliotheken verstanden werden. Wesentlich und ganz zentral ist jedoch das Engagement von Schulgemeinden, Schulleiterinnen und Schulleitern, kantonalen Instanzen, die die Wichtigkeit der Schulbibliotheken auf jeder Schulstufe erkennen und diese sowie ihre Akteurinnen und Akteure ideell und finanziell unterstützen.

Viktoria Kahl
Leiterin der Fachstelle Schulbibliotheken des  Kantons Baselland
viktoria.kahl@bl.ch
061 552 75 91

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