Bibliothekshelden

23.02.2015 | Von Gabriela Hammel | Aus aller Welt | Öffentlichkeitsarbeit | Lobbying

Oder was Lobbying alles vermag

Von Gabriela Hammel
Gabriela Hammel ist seit 2003 für die Kantonale Bibliothekskommission tätig, zuerst als Redaktorin der Zeitschrift "Berner Bibliotheken". Seit 2012 betreut sie die Webplattform biblioBE.ch und die dazugehörigen Informations- und Fachnewsletter.
2011 ging ein Aufschrei durch Toronto, denn der Bürgermeister der Stadt, Rob Ford, gab bekannt, dass er plane, mehrere öffentliche Stadtteilbibliotheken zu schliessen und die übrigen Bibliotheken zu privatisieren. „Wir haben mehr Bibliotheken pro Person als jede andere Stadt auf dieser Welt“, meinte er, „in meinem Umkreis gibt es mehr Bibliotheken als Tim Horton’s-Filialen (kanadische Imbisskette)".

In Toronto, wo über eine Million Einwohner/-innen bei einer Bibliothek eingeschrieben sind, liess man den Politiker aber nicht einfach gewähren, sondern man machte sich mithilfe der Website www.ourpubliclibrary.to daran, die Bevölkerung – und die lokalen Politiker/-innen – zu mobilisieren. „Join Us. Stand up for Our Public Library”, hiess es dort und “Isn’t it time City Hall valued our public library like we do?” („Machen Sie mit. Stehen Sie ein für unsere Öffentliche Bibliothek. Ist es nicht Zeit, dass man im Rathaus unsere Bibliothek genau so schätzt wie wir es tun?“) Namhafte Schriftsteller/-innen, darunter Margaret Atwood, setzen sich ebenfalls leidenschaftlich für den Erhalt des öffentlichen Bibliotheksnetzes ein.

Mehr als 35’000 Personen schrieben sich schliesslich auf www.ourpubliclibrary.to ein, um die Rettungskampagne für das öffentliche Bibliothekswesen der Stadt zu unterstützen, und eine beachtliche  Zahl Bibliotheksfans posteten ihr Bild auf der Website und outeten  sich öffentlich als Sympathisanten.

Als es 2012 zu einer ersten Abstimmung kam, wurde auf der Website fein säuberlich festgehalten, wer für und wer gegen die geplante Einsparung von 10% gestimmt hatte:
 
For-and-Against-1.JPG

Vor der Budget-Debatte 2014, in der es zusätzlich zu den regulären Beiträgen darum ging, die finanzielle Unterstützung längerfristig zu sichern, wurden die Politiker/-innen schliesslich aufgefordert, ein/-e Bibliotheksheld/-in zu sein ("Be a Hero for our public library!“).  Der Aufruf zeigte Wirkung: „We did it!“ („Wir haben es geschafft!“) ist in der Folge auf www.ourpubliclibrary.to zu lesen. Und zum Dank werden die Politiker/-innen, die sich für das Netz der öffentlichen Bibliotheken ausgesprochen haben auf der Website abgebildet, geschmückt mit einer Schärpe, auf der „Hero“ (Held/-in) zu lesen ist:
 
Heroes-2.JPG
(Ausschnitt aus der Heldengalerie)

Für die Gegenspieler der Helden, die „villains“ (Bösewichte) wurde keine Galerie angelegt. Ihre Namen sind aber zumindest im Video zu sehen, mit dem in (Bilder-)Buchform ebenfalls für Unterstützung geworben wird:
 
Villains.jpg
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