Eine Bibliothek sieht gelb

05.06.2018 | Von Maja Mores | Leseförderung | Bibliotheksanlässe| Vorlesen| Zielpublikum Kinder und Jugendliche

Am ersten Schweizer Vorlesetag herrschte in der Bibliothek Köniz das Gelbfieber. Der Grund: Der YB-Goalie Marco Wölfli eröffnete den Reigen der männlichen Vorleser – und seine Anwesenheit stellte alles auf den Kopf.

Eigentlich war Marco Wölfli, der YB-Goalie, ja nur unsere zweite Wahl. Schon früh war klar, dass wir am Vorlesetag etwas mit männlichen Vorbildern machen wollten („Man(n) liest“) und dass mindestens ein Sportler unter diesen Männern sein sollte. Doch Mark Streit, der ehemalige NHL-Spieler aus Bern, musste absagen. Sein Ersatz wurde Marco Wölfli, der mit seinem jüngsten Sohn regelmässig unsere Geschichtenstunde besucht. Die anderen vier gestandenen Männer (ein Feuerwehrmann, ein Hauswart, der Gemeindearchitekt und der Musiker Lorenz Hasler) waren schnell gefunden.

Schon bevor YB den Meistertitel errang, merkten wir, dass Wölflis Auftritt ein Publikumsmagnet sein würde. Die Berner Zeitung meldete sich an, die Tagesschau des Schweizer Fernsehens und die YB-Marketingabteilung. Alle wollten dabei sein oder mindestens Fotos des Anlasses haben. Von der Länggasse in Bern bis Ostermundigen – von überall her kamen Telefonanfragen wegen Tickets und Reservationen. „Früh genug kommen!“, lautete jeweils unser Bescheid.

Eine folgenschwere Antwort, wie wir am 23. Mai dann merken mussten: Fussball-Fans meinen es ernst und kommen früh. Bereits um 14.30 Uhr waren die Stufen im Untergeschoss besetzt, bis um 15.30 war der untere Stock brechend voll und mehrheitlich gelb strahlend. Immer wieder versuchten meine Kollegin und ich die Kinder zum näher Zusammenrücken zu bewegen, denn um die 100 Kids warteten in gelb-schwarz auf ihr Idol.
 

Dieses kam um 15.40 Uhr mit den eigenen Söhnen Rio und Yury im Schlepptau in die Bibliothek – und wurde sofort von den Kindern im oberen Stock mit Autogrammwünschen belagert. Wie auf ein Kommando rasten alle Kinder von unten nach oben – das Chaos war perfekt. Da beschlossen wir, das Vorlesen sofort zu starten, und schon drängten sich alle wieder die schmale Wendeltreppe hinunter.
 

Marco Wölfli hatte das köstliche Bilderbuch „Grododo“ von Michaël Escoffier und Kris Di Giacomo ausgewählt. Er erzählte richtig gut, mit dramatischen Geräuschen und einer entsprechenden Mimik – die Kinder waren sofort von der Geschichte fasziniert. Leider war das Bilderbuch aber ziemlich schnell erzählt und der zweite Teil seines Auftrittes war vielen Kindern ebenso wichtig: ein Autogramm, ein Selfie mit Wölfli und ein paar Worte mit ihm.
 

Die Schlange vor der Bibliothek führte bis zur Strasse, beim Altersheim vis-à-vis waren (für einmal!)  alle auf ihren Balkonen und die Arbeit in der Gemeindeverwaltung über uns kam ziemlich zum Erliegen.

Der BZ-Journalist, der um 16 Uhr eintraf, war sehr enttäuscht, dass er Wölflis kurzen Auftritt verpasst hatte. Mit dem Foto des BZ-Fotografen, meinen drei iPhone-Filmli und einem kurzen Interview mit Wölfli, für das er geduldig eine Stunde angestanden war, konnte er trotzdem noch einen Artikel abliefern.

Sein letzter Abschnitt „Dass neben Wölfli unter anderem auch noch der Musiker Lorenz Hasler oder der Feuerwehrmann Freddy Balsiger vorlasen, verkam am Mittwoch zur Nebensache. Bei ihren Auftritten war der Grossteil des jungen Publikums längst nach draussen gestürmt….“ stimmte aber nicht ganz. Der Feuerwehrmann („Hase-Fritz u Matte-Edi“ hatte sicher noch fast 40 ZuhörerInnen. Dann nahm der Andrang aber schon ab. Unserem Hauswart, Chrigu Rüegsegger, mit der „Kleinen Hexe“ hörten noch etwa 12 Kinder zu, dem Leiter der Gemeindebauten Köniz, Urs Küenzi „Jakobus Nimmersatt oder Pfoten weg vom Donnerwald“ und dem Musiker Lorenz Hasler (Die Mumins) dann noch je etwa 10 Kinder.
 
Feuerwehrmann Freddy Balsiger Hauswart Chrigu Rüegsegger
 
Architekt Urs Küenzi Musiker Lorenz Hasler

Doch zwei Buben haben mir am Schluss erzählt, dass sie alle fünf Vorlesungen mitverfolgt hatten. Aber „… Wölfli war am besten!“ – am unvergesslichsten (auch für uns) ganz sicher!

Text: Maja Mores; Bilder Daniel Bill und Maja Mores

Bibliothek Köniz
Stapfenstrasse 13
3098 Köniz
bibliothek.koeniz@koeniz.ch 
 
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