Lesetandems in der Bibliothek Oberaargau

04.05.2023 | Leseförderung | Leseanimationen für Kinder| Lesementoring | Bibliothek Oberaargau

Seit Anfang 2023 bilden die drei Bibliotheken Herzogenbuchsee, Huttwil und Langenthal zusammen die Regionalbibliothek Oberaargau. Mit dem bereits bestehenden Projekt Lesementoring soll nun die Zusammenarbeit der drei Bibliotheken in Zukunft verstärkt werden.

In den drei Bibliotheken sind täglich mehrere Zweiergrüppchen – bestehend aus einem Kind und einer erwachsenen Person – anzutreffen, welche sich in einer ruhigen Ecke zum Lesen, Erzählen, Spielen und Rätseln zusammengefunden haben. In Herzogenbuchsee startete das Lesementoring bereits vor fünf Jahren (BiblioBE berichtete) und zählt heute beeindruckende 41 Lesetandems! In Huttwil und Langenthal sind seit dem Sommer/Herbst 2022 je zirka 10 Lesetandems in der Bücherwelt unterwegs.

Organisation und Finanzierung
Für die Organisation und Betreuung des Lesementorings ist in Herzogenbuchsee und Huttwil je ein fünfköpfiges Team bestehend aus Bibliotheksmitarbeiterinnen und Freiwilligen und in Langenthal eine Bibliothekarin zuständig. Nebst den Personalkosten der Bibliotheksmitarbeitenden entstehen folgende Kosten:
  • Werbemassnahmen (Druckmaterial, Inserate)
  • Honorar für die Referentin am Workshop für angehende Lesementorinnen und Lesementoren
  • Kleine Anerkennungen für die geleistete Freiwilligenarbeit (z.B. ein Nachtessen, regelmässige Treffen, ein Jahresabo der Bibliothek)
Das Lesementoring in Herzogenbuchsee und Huttwil erhält für diese Kosten Beiträge von diversen Stiftungen, Banken, der Burgergemeinde und der Katholischen Kirche Oberaargau. In Langenthal wurden die Kosten bis jetzt aus dem regulären Budget bezahlt. Es ist denkbar und wünschenswert, dass das Lesementoring mit dem neu entstandenen Verein Bibliothek Oberaargau in Zukunft gemeinsam und somit einheitlicher organisiert und finanziert wird.

So wird das Projekt in den einzelnen Bibliotheken erlebt:
 
Herzogenbuchsee: Die Bibliotheksleiterin Brigitte Schöni schreibt:
Seit 2018 wurde aus dem einstigen Projekt ein wichtiger Bestandteil in unserer Bibliothek. Das Tandem-lesen-spielen-erzählen-lachen, läuft in der Bibliothek Herzogenbuchsee phänomenal. Wenn ein Kind gerade nicht Lust zum Lesen hat, so wird ein Spiel gespielt oder gebastelt. Letzten Spätsommer, als es sehr heiss war, schickte ein Lesementor sein Kind zwei Glaces kaufen. Bevor es zum genüsslichen Verzehr kam, musste das Kind zuerst die Zutaten laut vorlesen. Die Verwunderung war beiderseits gross, was eine Glace so beinhaltet.
 
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(Foto: Bibliothek Herzogenbuchsee)

Unter den Lesementoren wird rege ausgetauscht oder mal für jemanden eingesprungen. Oft tun sich die Lesementoren zusammen und starten gemeinsam mit den Kindern ein Spiel durch die Bibliothek. Das gemeinsame Lesen zwischen Erwachsenen und Kindern ist für uns eine grosse Bereicherung und ein Segen für die Leseförderung.
 
 
Huttwil: Der Bibliotheksmitarbeiter Yves Cornillie erzählt:
«Justus glaub mir, der Typ im blauen Anorak ist unser Mann!» klingt es stockend, immer wieder neu ansetzend und etwas monoton aus der Ecke hervor. «Ach was, das kann doch gar nicht sein. Schliesslich haben wir die Tür die ganze Zeit über im Auge behalten. Unmöglich, dass der uns durch die Lappen gegangen ist», ertönt die Antwort. Die Tonlage variiert, es wird mit der Interpunktion gespielt, um Spannung aufzubauen. Es ist schwer, sich auf die Arbeit an der Ausleihtheke zu konzentrieren; am liebsten möchte man alles sein lassen, sich auf einen der bequemen Sessel setzen und dem Leseduett zuhören. So in etwa kann eine Arbeitsschicht verlaufen, in welcher sich eines der Lesetandems für ihre gemeinsame Lektion in der Bibliothek einfindet.

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(Foto: Franziska Heiniger, Bibliothek Huttwil)

Seit August 2022 bietet die Bibliothek Huttwil das Angebot Lesementoring für Kinder der 2. bis 6. Klasse an. Sie kann auf einen Trupp äusserst engagierter und kompetenter Mentoren und Mentorinnen zurückgreifen, welche auf freiwilliger Basis sich einmal die Woche für 45 Minuten für eine 1:1 Lektion mit den Kindern treffen.
Nicht nur die Kinder und die Mentorinnen und Mentoren profitieren von diesen wertvollen Minuten der ungeteilten Aufmerksamkeit, auch unsere Bibliothek ist eine Gewinnerin bei diesem Angebot. Wir beobachten wie für Kinder, welche die Bibliothek erst durch das Lesementoring kennengelernt haben, die Bibliotheksnutzung nun selbstverständlich ist. Sie wissen, wo der bequemste Sessel steht, wo die besten Bücher sind und besonders wichtig, wer Thekendienst hat. Ein kurzer Schwatz kommt sehr leicht zu Stande. Und so kommt es, dass Kinder während Wartezeiten immer öfter auch bei uns in der Bibliothek als dritten Ort verweilen.
Wir schätzen die gute Zusammenarbeit mit der Schule Huttwil zur Bekanntmachung des Projektes sowie des Anmeldeverteilers. Uns ist es jedoch wichtig, dass die Lesementoringstunden nicht als Nachhilfe- oder Stützunterricht wahrgenommen werden. Die Freude an der Sprache, an Medien und natürlich am Lesen sollen im Vordergrund stehen!

 
 
Langenthal: Die Bibliothekarin und Projektleiterin Henriette Leuenberger berichtet:
Freitag, 31. März, 9.30 Uhr im Café Libretto in der Bibliothek Langenthal: Neun Lesementorinnen und ein Lesementor haben sich in unserem Café Libretto eingefunden, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Seit dem Beginn des Projekts im Oktober 2022 haben sich die Tandems bereits rund 20mal getroffen.

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(Foto: Henriette Leuenberger, Bibliothek Langenthal)

In dieser Zeit konnten sich die Kinder und ihre erwachsenen Tandempartnerinnen und Tandempartner bereits gut kennenlernen und es sind schöne Beziehungen entstanden. In den angeregten, interessanten Gesprächen wird zudem deutlich, wie unterschiedlich Kinder – bei uns sind dies Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse – punkto Lesefertigkeit, Leseverständnis, Ausdauer und Motivation sind und ich bewundere, wie kreativ und engagiert die Mentorinnen und Mentoren auf die Bedürfnisse und Besonderheiten ihres Tandemkindes eingehen. Auch wenn die Lesestunde manchmal herausfordern sein kann, ist das Fazit bei allen Erwachsenen am Schluss des Treffens dasselbe: «Das Lesetandem ist für alle äusserst bereichernd, spannend, oft lustig und unbestritten eine gute Sache und wird auch von den Kindern mehrheitlich sehr geschätzt.»

Spielerisch die Lesekompetenz erhöhen: Die Bibliothek Herzogenbuchsee hat ein äusserst erfolgreiches Lesementoring-Projekt lanciert (BiblioBE-Newsletter 2019-3) >



 
   
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