Eine Nacht voller Abenteuer: Wenn Plüschtiere in der Bibliothek übernachten

21.03.2025 | Von Andrea Grichting | Aus den Bibliotheken | Leseförderung | Veranstaltungen| Zielpublikum Kinder und Jugendliche | Stadtbibliothek Burgdorf

In der Stadtbibliothek Burgdorf erlebten Kuscheltiere heimliche Abenteuer. Während die Kinder zu Hause schliefen, wurden ihre Plüschfreunde in witzigen Szenen fotografiert. Am Morgen warteten nicht nur Fotos, sondern auch ein passendes Buch auf die Kinder – ein kreativer Weg, Lesefreude zu wecken!

 
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(Foto: Stadtbibliothek Burgdorf)
 
Andrea Grichting und Martina Bellotto von der Stadtbibliothek Burgdorf haben die Plüschtierübernachtung ausgeheckt. Die gebürtige Italienerin Bellotto war auf ein italienisches Bilderbuch über eine Bibliotheksübernachtung gestossen, in dem Kinder ein Plüschtier in die Bibliothek bringen, gemeinsam eine Gutenachtgeschichte hören und es in der Bibliothek übernachten lassen, um es am darauffolgenden Morgen wieder abzuholen. Bellotto und Grichting kamen überein, dass sie es wagen wollten, einen solchen Anlass zu organisieren. Aber bestünde für die Kinder überhaupt ein Anreiz, ihr Plüschtier für eine Nacht abzugeben?

Die Überraschung war riesig, als sich tatsächlich 40 Kinder mit ihren Plüschtieren in Begleitung ihrer Eltern einfanden, so dass rund 100 Leute nach offizieller Schliessung der Bibliothek zwischen den Regalen herumwuselten. Zuerst erhielten die Kinder den Auftrag, ihre Plüschtiere anzuschreiben: mit dem Namen des Tiers und mit dem eigenen sowie dem eigenen Geburtstag. Entsprechend lagen ganz viele Stifte, farbige Papierstreifen und Schnürchen für die Befestigung bereit. Als diese Formalität erledigt war, wurde allen Anwesenden die Gutenachtgeschichte erzählt. Anschliessend wurden die Tiere liebevoll in Wiegen, auf Kissen oder in Puppenwagen schlafen gelegt und von ihren Kindern mit guten Wünschen für die Nacht verabschiedet.

Während nach rund einer Stunde damit für die Kinder und deren Eltern die Plüschtierübernachtung abgeschlossen war, ging es für die beiden Frauen erst richtig los, was wohlgemerkt bewusst nicht kommuniziert worden war. Denn jetzt kam ein geheimes Drehbuch inkl. Requisiten zum Zug. Die Plüschtiere wurden nämlich in verschiedenen Settings arrangiert und fotografiert. So wurden einige auf dem Kopierer abgelichtet, während andere Kaffee und Coca Cola in der Cafeteria tranken. Wieder andere haben zusammen Scrabble gespielt oder schwebten an Luftballons hängend durch den Raum. Die Herausforderung für Bellotto und Grichting war dabei, kein Tierchen auszulassen.
 
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(Foto: Stadtbibliothek Burgdorf)

Nachdem die entsprechenden Fotos ausgedruckt waren, haben die beiden Frauen für jedes Plüschtier ein Buch ausgewählt. Hierbei kam das Alter der Kinder zum Tragen. So sollte sichergestellt werden, dass das Medium mit der Lesekompetenz des Kindes ungefähr übereinstimmt. Thematisch war das Äussere des Kuscheltiers ausschlaggebend: zu einem Plüschwal einer Vierjährigen wurde eine Bilderbuchgeschichte über das Meer gelegt, ein flauschiger Welpe eines Zehnjährigen bekam den Kriminalfall einer Schnüffelnase.

Am nächsten Morgen konnte den herbeiströmenden Kindern nicht nur wieder ihr Plüschtier übergeben werden. Der lustige Fotobeweis zeigte zudem, was der kuschlige Freund während der Nacht offenbar alles erlebt hat. Vor allem aber konnte jedem Kind ein Buch übergeben werden, welches das Plüschtier gerne vorgelesen bekäme.

Die Plüschtierübernachtung war damit weit mehr als nur ein herziger Anlass:
  • Die Kinder erleben die Faszination Bibliothek hautnah. Denn offenbar spielt sich in einer Bibliothek (des Nachts) Magisches ab.
  • Der Bücherwunsch der Plüschtiere ist pure Leseförderung. Von 40 Kindern haben 38 die vorgeschlagenen Büchern tatsächlich ausgeliehen.
  • Einige Eltern meinten, es sei eine tolle Übung für das Kind gewesen, das Plüschtier über Nacht abzugeben nach dem Motto «Was mein Plüschtier kann, kann ich auch!».
  • Als positiver Nebeneffekt führte die überraschend grosse Zahl der teilnehmenden Kindern und Erwachsenen gleich zweimal zu tollen Eintrittszahlen und zu vermehrten Ausleihen.
Der personelle Aufwand lässt sich bei 40 Kindern/Plüschtieren nicht leugnen, dafür war die Durchführung des Anlasses nahezu kostenlos. Die Freude am nächsten Morgen über das Wiedersehen, die Fotos und die Bücherwünsche war der Mühe wert!
 
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(Foto: Stadtbibliothek Burgdorf)
   
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