Die unbediente Bibliothek: eine Erfolgsgeschichte

14.01.2021 | Benutzung | Raum und Infrastruktur | Aus der Praxis - für die Praxis| Bibliotheken in anderen Kantonen| Bibliotheksentwicklung| Kundenfreundlichkeit| Öffnungszeiten

Wie ein Experiment der Regionalbibliothek Uster zeigt, führen längere Öffnungszeiten zu mehr Eintritten.

Im März 2019 startete die Stadt- und Regionalbibliothek Uster ein Experiment: sie verlängerte ihre Öffnungszeiten um 14 Stunden pro Woche. Nach eineinhalb Jahren wurde Bilanz gezogen. Das Resultat: acht Prozent mehr Eintritte, mehr Ausleihen, viel positives Echo seitens der Kundschaft – und dies, wie die Bibliothek meldet, «mit sehr wenig personellem Mehraufwand und mit tiefen wiederkehrenden Zusatzkosten».

Heute ist die Stadt- und Regionalbibliothek Uster 56 Stunden pro Woche geöffnet: Montag bis Freitag von 9 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 16 Uhr. Von 9 bis 11 Uhr funktioniert sie allerdings als unbediente Bibliothek. Eintritt erhalten zu dieser Zeit nur Kundinnen und Kunden mit gültiger Bibliothekskarte. Diese ermöglicht ihnen während den unbedienten Zeiten auch den Zugang zur Bibliothek. Wird die Karte an das Terminal beim Eingang gehalten, öffnet sich die Tür und die Besucherinnen und Besucher können in der Bibliothek via SmartShelf Medien zurückgeben, via Selbstverbuchungsstation Medien ausleihen, Tageszeitungen lesen, Arbeitsplätze nutzen, Kopien machen, Kaffee trinken und in den Regalen stöbern. Die Thekenlampe bleibt allerdings dunkel und eine Kasse fehlt.

Obwohl die Bibliothek intensiv über das neue Angebot informierte, dauerte es rund ein Jahr, bis sich die Kundinnen und Kunden an das neue System gewöhnt hatten. Unterdessen wird das Angebot aber rege genutzt und dank der Hilfestellung des Personals kommen die Kundinnen und Kunden unterdessen gut damit zurecht. Die Bibliothek Uster selbst ist glücklich über die Einführung des neuen Angebots, weil die Bibliothek seither mehr Eintritte verbucht.

Bibliotheksleiter Roman Weibel ist überzeugt, dass auch kleine Bibliotheken unbediente Zeiten einführen können, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

1. Eine Mitarbeiterin / ein Mitarbeiter öffnet die Tür, schaltet das Licht ein, startet die PCs und ist im Raum präsent aber nicht im Thekendienst.

2. Man schafft eine einfache Selbstverbuchungsstation mit Barcodescanner an oder ermöglicht die Selbstausleihe mittels Handy und Medien-Barcode.

Viel mehr braucht es seiner Meinung nach nicht: «Ein Eintrittsterminal braucht es nicht: Man lässt einfach die Türe offen. Ein Gate braucht es nicht: Die allermeisten Bibliotheken haben kein Diebstahlproblem. RFID-Technik braucht es nicht: Mit Strichcode geht es auch. Eine Selbstausleihstation braucht es nicht: Ein Handy genügt. Eine Rückgabestation braucht es nicht: Man legt die Medien einfach auf die Theke. Für kleine Bibliotheken sind zwar eine Startinvestition und tiefe jährlich wiederkehrende Kosten nötig, aber die sind vertretbar und mit einem überzeugenden Konzept kann auch der Gemeinderat überzeugt werden. Was man braucht, ist eine Software mit Schnittstelle zum winMedio und den Willen, die Öffnungszeiten auszudehnen.»

Wie geht es in Uster weiter? Die Bibliothek Uster möchte ihre Öffnungszeiten noch stärker erweitern und zur Open Library werden. Dieses Ziel soll allerdings Schritt für Schritt realisiert werden: Zuerst möchte man die Öffnungszeiten am frühen Morgen ausdehnen, danach die Öffnungszeiten am Abend. Ermutigt durch das Beispiel der Bibliothek Grosshöchstetten, möchte man auch diese Erweiterungen ohne Kameras und andere Überwachungsmassnahmen realisieren. Bereits realisiert hat Uster übrigens die Sonntagsöffnung: im Winter wird die Bibliothek sonntags geöffnet, mit Personal. Laut Roman Weibel eine weitere Erfolgsgeschichte mit viel positivem Feedback.

Mehr Details zur Einführung der erweiterten Öffnungszeiten der Bibliothek Uster (z.B. zur dafür angeschafften Infrastruktur) finden Sie im Bericht der Bibliothek Uster, der auf der Website des Kantons Zürich zu finden ist.
   
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