Bibliotheksverbünde im Kanton Bern

05.10.2023 | Von Markus Jost | Aus den Bibliotheken | Katalogverbund| Zusammenarbeit

Im Kanton Bern gibt es sechs Bibliotheksverbünde von öffentlichen Bibliotheken. Zudem sind zahlreiche Berner Bibliotheken Teil von SLSP-Verbünden und vom RERO+ Verbund.

Den kleinsten Verbund von öffentlichen Bibliotheken im Kanton Bern betreibt die Gemeinde Köniz durch den Verein «Könizer Bibliotheken». Der 1962 gegründete Verein betreibt einen Verbund mit Bibliotheken an vier Standorten: Gemeindebibliothek Köniz (Hauptbibliothek), Bibliothek Wabern, Schul- und Gemeindebibliothek Niederwangen und Schul- und Gemeindebibliothek Niederscherli. Die Bibliotheksnutzerinnen und –nutzer können mit ihrer Bibliothekskarte an allen vier Standorten Medien ausleihen und zurückgeben. Es besteht für die Rückgabe ein Kurierdienst. An den vier Standorten sind insgesamt 15 Personen tätig.

Im Verbund werden rund 61’200 Medien angeboten. Dazu kann die Kundschaft digitale Angebote (dibiBE, e-bibliomedia u.a.) nutzen. Das Jahresbudget beträgt ca. 1 Million Franken. Rund 9’600 Kundinnen und Kunden sind bei den Könizer Bibliotheken eingeschrieben – das entspricht 22% der Könizer Bevölkerung. Der Verbund wird mit NetBiblio von Alcoda betrieben. 

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Die Hauptbibliothek in Köniz wurde 2020 umfassend renoviert und modernisiert. (Foto: Könizer Bibliotheken)

Der Bibliotheksverbund Oberland-Ost wurde 2018 gegründet. Er wurde in den letzten Jahren unter der Ägide der neuen Regionalbibliothek Bödeli Bibliothek Interlaken (BBI) im östlichen Berner Oberland entwickelt. Der Aufbau der Regionalbibliothek wurde vom Kanton Bern unterstützt. Um Synergien zu nutzen, haben sich 11 Bibliotheken dieser Region zur Kooperation zusammengeschlossen. Es sind dies die Bibliotheken der Gemeinden Beatenberg, Habkern, Ringgenberg, Brienz, Meiringen, Hasliberg Goldern, Bönigen, Wilderswil, Lauterbrunnen, Grindelwald, Interlaken, Matten und Unterseen.

Zurzeit haben fünf Bibliotheken – Meiringen, Grindelwald, Beatenberg, Bönigen und die BBI – ihre Bibliothekssysteme auf NetBiblio umgestellt und in einem gemeinsamen Verbundkatalog zusammengeschlossen. Es ist geplant, dass weitere Bibliotheken dem Verbundkatalog beitreten.
 

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Die Schul- und Dorfbibliothek Habkern ist Teil der Bibliotheks-Zusammenarbeit Oberland-Ost. Sie befindet sich im «Alten Schulhaus», einem Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, in welchem zudem eine Werkstube, das Ortsmuseum und Räume für Ausstellungen untergebracht sind. (Foto: Altes Schulhaus Habkern)
 
Im «Catalogue du Jura bernois» haben sich die vier Regionalbibliotheken des Berner Juras zusammengeschlossen und ermöglichen den Bibliotheksnutzern und –nutzerinnen eine gleichzeitige Suche in den Katalogen der Regionalbibliotheken La Neuveville, Moutier, Saint-Imier und Tavannes. Unter der Leitung des «Conseil du Jura bernois» läuft seit vielen Jahren ein Projekt zur besseren Vernetzung der Regionalbibliotheken im Berner Jura, wobei die Regionalbibliothek Moutier 2026 durch den Kantonswechsel der Gemeinde Moutier wegfallen wird. Im Berner Jura bedient zudem der Bibliobus rund 30 Ortschaften.

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Die Regionalbibliothek Saint-Imier ist eine der vier Bibliotheken des «Catalogue du Jura bernois». (Foto: Regionalbibliothek Saint-Imier)
 
Der jüngste Bibliotheksverbund im Kanton Bern ist in der Region Oberaargau am Entstehen. Der Verbund nennt sich Bibliothek Oberaargau (BOA) und besteht zurzeit aus der ehemaligen Regionalbibliothek Langenthal, der ehemaligen Gemeindebibliothek Huttwil und der ehemaligen Gemeindebibliothek Herzogenbuchsee und Umgebung. Die drei Bibliotheken bilden seit 1. Januar 2023 die Bibliothek Oberaargau, welche zugleich die neue Regionalbibliothek für die Region Oberaargau ist (BiblioBE berichtete).
 
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Wie hier in Niederönz wird in der ganzen Region für die neue Bibliothek Oberaargau geworben. (Foto: Bibliothek Oberaargau) 
 
Im Leitbild der neuen Bibliothek steht, dass sie eng mit weiteren öffentlichen Bibliotheken der Region zusammenarbeiten will und diese die Möglichkeit haben sollen, sich jederzeit der Bibliothek Oberaargau anzuschliessen. Der Zusammenschluss der drei Bibliotheken ist somit das Fundament für einen grösseren Bibliotheksverbund im Oberaargau. Vorerst werden aber nur die drei Bibliotheken enger zusammenarbeiten: Für 2024 sind ein gemeinsamer Online-Katalog, ein Bibliothekspass und ein Kurierdienst geplant. Dies wird allen eingeschriebenen Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, Medien in allen drei Bibliotheken auszuleihen und zu retournieren. Alle drei Bibliotheken arbeiten bereits mit der Predata-Software winMedio. Im August 2023 wurde ein gemeinsamer Webauftritt lanciert, der nun stetig ausgebaut werde, teilt Franziska Heiniger, Leiterin der Bibliothek Huttwil, mit. Die Zusammenarbeit der drei Bibliotheken kam unter der Federführung des Amts für Kultur des Kantons Bern zustande. Beteiligt waren auch die Standortgemeinden und die Trägerschaften der Bibliotheken. Auf strategischer Ebene wurden vier Leitpunkte festgelegt:
  • gemeinsam stark, lokal verankert
  • umfassend, flexibel, mobil
  • wissen, lernen, begegnen
  • vernetzen, austauschen, weiterentwickeln
Die Bibliothek Oberaargau wurde 2023 in die Liste der Kulturinstitutionen von regionaler Bedeutung aufgenommen.
 
Der Bibliotheksverbund der Kornhausbibliotheken ist der grösste Verbund von öffentlichen Bibliotheken im Kanton Bern. Über ihn wie auch über den Bibliotheksverbund Region Thun-Oberland (BeoBiblioPass) wird in separaten Beiträgen berichtet.

Zahlreiche öffentliche Bibliotheken im Kanton Bern sind zudem der «digitalen Bibliothek Bern» (dibiBE) angeschlossen und können dadurch ihrer Kundschaft ein grosses Angebot an E-Books, E-Zeitschriften, E-Zeitungen und Audiobooks bieten.
 
Zudem sind zahlreiche wissenschaftliche Bibliotheken und Spezialbibliotheken sowie Staatsarchive in fünf SLSP-Verbünden (Swisscovery) zusammengeschlossen. Die Bibliothek der Berufsschule in Tramelan, Centre interrégional de perfectionnement (CIP), gehört dem RERO+ Verbund RBNJ an.

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