Mobile Bibliothek in Alterszentrum

15.08.2023 | Von Sandra Studer | Leseförderung | Zusammenarbeit

Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB Luzern) arbeitet seit sieben Jahren mit Alterszentren in der Stadt Luzern zusammen und betreibt mobile Bibliotheken. Nun sucht sie schweizweit interessierte Bibliotheken, die Teil des «Netzwerks Fliegende Bibliothek» werden möchten.

Im Foyer des Betagtenzentrums Viva Luzern Rosenberg steht ein langer Tisch, auf dem eine bunte Auslage an Büchern aufliegt – ein Zeichen, dass die ZHB Luzern mit ihrer «Fliegenden Bibliothek» zu Gast ist. Es ist 14 Uhr und die ersten Bewohnerinnen und Bewohner des Rosenbergs schieben ihre Rollatoren in die Nähe des Büchertischs. Sie sind gekommen, um zu schmökern und zu schauen, was die ZHB diesen Monat an Lesestoff mitgebracht hat. «Haben Sie ‘Engel im Zweiten Lehrjahr’ von Eveline Hasler?», möchte die viel belesene Frau B. wissen. «Lies doch mal einen Krimi», schaltet sich Frau H., eine Mitbewohnerin und passionierte Maigret-Leserin, in das Gespräch ein. «Ach nein, dann kann ich nicht einschlafen», winkt Frau B. ab.

Die Stunde, die wir auf dem Rosenberg verbringen, vergeht wie im Flug. Wir beraten, leihen Bücher aus, nehmen Bücherwünsche für unseren nächsten Besuch entgegen und unterhalten uns mit den Bewohnern über Literatur und vieles mehr. Wir nehmen uns Zeit und freuen uns darüber, dass Lesen keine Altersgrenze kennt und wir einmal in einer ganz anderen Umgebung unserem Beruf nachgehen dürfen.

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Der Rollator dient als Tischchen beim Auswählen der Medien (Foto: Netzwerk Fliegende Bibliothek)


Die Zusammenarbeit der ZHB Luzern mit den Viva Luzern Standorten Rosenberg und Wesemlin hat bereits eine siebenjährige Tradition. Was einmal als Versuchsballon gestartet ist, ist inzwischen fester Bestandteil des Aktvierungsangebots beider Institutionen. Der Austausch zwischen den Mitarbeitenden der ZHB und den Abteilungen «Aktivierung» von Viva Luzern verläuft routiniert. Wir als Bibliothek bringen neben konkreten Medienwünschen eine Auswahl an Belletristik, Sachbüchern, Hörbüchern, Musik-CDs, Grossdruckbüchern oder Zeitschriften mit, die unkompliziert über ein Institutionskonto verbucht werden. Die Mitarbeitenden der «Aktivierung» informieren die Bewohnerinnen über unseren Besuch, schauen, dass die Bücher rechtzeitig an uns retourniert werden und unterstützen uns vor Ort.

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Medienauswahl der «Fliegenden Bibliothek» im Betagtenzentrum Rosenberg (Foto: Netzwerk Fliegende Bibliothek)

Aufgrund des positiven Feedbacks sowohl der Bewohner als auch der Mitarbeitenden der «Aktivierung» ist bei uns die Überzeugung gewachsen, dass es weitere solcher «Fliegenden Bibliotheken» im Raum Luzern und darüber hinaus bedarf. Mit Blick auf unsere knappen Ressourcen war jedoch klar, dass wir dies allein nicht bewältigen können. Wir fragten uns: Vielleicht könnte unser Herzensprojekt als Gemeinschaftsprojekt vieler Bibliotheken realisiert werden? So war die Idee mit dem Netzwerk geboren.

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Ein Bewohner, der durch seine Medienwünsche stöbert. (Foto: Netzwerk Fliegende Bibliothek)
 

Das 2023 gestartete Projekt «Netzwerk Fliegende Bibliothek» sieht die Kooperation von Bibliotheken mit Institutionen wie Betagtenzentren sowie anderen Einrichtungen vor. Wir wollen uns dafür engagieren, dass möglichst viele Leserinnen und Leser am Medienangebot der öffentlichen Bibliotheken teilhaben können – auch jene, die durch eingeschränkte Mobilität, gesundheitliche Probleme oder ihren soziokulturellen Kontext einen erschwerten oder keinen Zugang zu den Bibliotheken haben. Der Umsetzung einer «Fliegenden Bibliothek» sind dabei keine Grenzen gesetzt. Vorstellbar sind das Verschicken einfacher Bücherkisten, betreute Büchertische, der Besuch von Bibliobussen und vieles mehr.
 
Eine zentrale Funktion des Netzwerks ist es auch, das gesellschaftlich wertvolle Engagement der Bibliotheken und ihrer Partnerinstitutionen nach aussen sichtbarer zu machen. So ist in Zukunft eine eigene Website geplant, worauf Bibliotheken einen Einblick in ihre «Fliegenden Bibliotheken» geben können. Darüber hinaus soll die Website aber auch dem Austausch unter den Bibliotheken dienen.
 
Was können wir nach sieben Monaten Arbeit am Netzwerk vorweisen? Die ersten festen Zusagen zur Teilnahme am Netzwerk sind eingegangen: Die Berner Kornhausbibliotheken, die Stadtbibliothek Luzern, die Stadtbibliothek Zofingen und weitere Bibliotheken sind am Abklären, ob eine Umsetzung einer «Fliegenden Bibliothek» für sie machbar ist, sprich das Netzwerk wächst – was uns ungemein freut!
 
Falls auch Sie bereits ein kleineres oder grösseres Projekt betreiben, mit welchem Sie sich dem «Netzwerk Fliegende Bibliothek» anschliessen möchten oder vorhaben, eine «Fliegende Bibliothek» ins Leben zu rufen, dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Selbst wenn Sie im Moment (noch) keine «Fliegende Bibliothek» realisieren können, aber das Netzwerk trotzdem gerne unterstützen möchten, freuen wir uns, von Ihnen zu hören!

Sandra Müller, Sandra Studer, Regula Trachsler, ZHB Luzern «Netzwerk Fliegende Bibliothek» 

Weiter Infos und Kontakt: fliegende-bibliothek@zhbluzern.ch
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