Der Bibliotheksverbund BeoBiblioPass

05.10.2023 | Von Jeanne Froidevaux Müller | Aus den Bibliotheken | Katalogverbund| Zusammenarbeit

In der Region Thun-Spiez im Berner Oberland haben sich acht Bibliotheken zu einem Bibliotheksverbund zusammengeschlossen und bieten ihrer Kundschaft den BeoBiblioPass an. Der Verbund wird von der Stadt- und Regionalbibliothek Thun koordiniert.

Von Jeanne Froidevaux Müller
Jeanne Froidevaux Müller absolvierte nach ihrer Banklehre den NDS Information und Dokumentation Studiengang der Fachhochschule Chur und schloss mit dem MAS Information Science ab. Sie baute die Bibliothek und Dokumentation der Krebsliga Schweiz auf und leitete diese während mehreren Jahren. In dieser Funktion erstellte sie auch den ersten Internetauftritt der Krebsliga. Seit 2002 arbeitet sie bei der Stadtbibliothek Thun; zuerst als Diplombibliothekarin, seit 2009 als Bibliotheksleiterin. Von 2008 bis 2019 war sie Mitglied der Bibliothekskommission des Kantons Bern. Sie ist Autorin des Buchs «A Librarian’s Guide to the Internet : searching and evaluating information », Chandos Publishing, 2003.
Im Januar 2013 führte die Stadtbibliothek Thun ein neues Bibliothekssystem, winMedio.net, ein. Zwei der fünf Gemeindebibliotheken in der Bibliotheksregion Thun arbeiteten zu diesem Zeitpunkt bereits mit dieser Software. So lag die Idee nahe, vermehrt zusammenzuarbeiten. Die Stadtbibliothek Thun nahm ihre Aufgabe als Regionalbibliothek war und initiierte den BeoBiblioPass.

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Das Berner Oberland bietet nebst schönen Landschaften und Städten (im Bild Thun) auch attraktive Bibliotheken. (Foto: Stadt Thun)

In einem ersten Schritt wurde eine Webseite erstellt, die die Online-Kataloge der Bibliotheken an einem Ort bündelte. In einem zweiten Schritt wurde das Projekt Verbundpass entwickelt. Der Verbund startete im August 2014 mit den Gemeindebibliotheken Hilterfingen und Uetendorf. Im Herbst kamen dann die Bibliotheken von Sigriswil, Thierachern und Steffisburg dazu. Um die Zusammenarbeit zu regeln, wurde mit allen Bibliotheken ein Zusammenarbeitsvertrag unterschrieben. Die beteiligten Gemeindebibliotheken zahlen der Stadtbibliothek pro Jahr und aktiven BiblioPass einen Beitrag. Ausserdem zahlen sie den mit dem Verein «Digitale Bibliothek Bern» vertraglich geregelten Beitrag an ihre Regionalbibliothek.

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Die Gemeindebibliothek Steffisburg ist seit Herbst 2014 teil des Bibliotheksverbunds Thun Spiez BeoBiblioPass. (Foto: Gemeinde Steffisburg)

Für die Gemeindebibliotheken ergeben sich mit dem Verbund verschiedene Vorteile:
  • Die können im Verbund (bei allen beteiligten Bibliotheken) Katalogdatensätze importieren
  • Das Auftreten im Verbund stärkt die Sichtbarkeit
  • Sie können ihrer Kundschaft zusätzliche Medien (physisch und digital) anbieten, ohne dafür investieren zu müssen
 
Für die Kundinnen und Kunden ergeben sich folgende Vorteile:
  • vereinfachte Suche über gemeinsamen Online-Katalog
  • 1 Karte für mehrere Bibliotheken
  • Medienangebot der Stammbibliothek und zusätzlich Medienangebot aller anderen Bibliotheken inkl. digitales Angebot Stadtbibliothek.

Das Projekt wird durch die Stadt- und Regionalbibliothek Thun koordiniert. Vermittlung und Promotion erfolgt durch die beteiligten Bibliotheken an ihren jeweiligen Kundenstamm; angepasst an den jeweiligen Kommunikationsstil. 

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Die Stadt- und Regionalbibliothek Thun ist Initiatorin und Koordinatorin des Bibliotheksverbunds Thun Spiez BeoBiblioPass. (Foto: Stadt- und Regionalbibliothek Thun) 
 
Finanzierungsbedarf bestand damals nur für die drei Gemeindebibliotheken von Steffisburg, Sigriswil und Thierachern und betrug rund 23‘000 Franken. Für die Softwareumstellung der drei Bibliotheken wurde beim Kanton Bern ein Gesuch um Unterstützung eingereicht. Dieses wurde gutgeheissen. Uetendorf und Hilterfingen besassen bereits die Software winMedio.net und in Thun war die Umstellung im Voranschlag 2013 budgetiert. Auch für Bibliotheksausweise entstanden keine zusätzlichen Kosten. Jede Bibliothek bietet weiterhin ihre eigenen Ausweise an. BiblioPass-Kunden erhalten einen Sticker aufgeklebt.

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Die Bibliothek Wattenwil vereinigt seit August 2003 die Schul- und Gemeindebibliothek. Ihre Anfänge reichen bis 1903 zurück. Sie ist seit Februar 2022 beim Bibliotheksverbund Thun Spiez BeoBiblioPass dabei.  (Foto: Schule Wattenwil)
 
Seit September 2019 können Kundinnen und Kunden mit einem BeoBiblioPass auch die Bibliothek Spiez und seit Februar 2022 die Bibliothek Wattenwil nutzen.

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Seit 2014 befindet sich die Bibliothek Spiez zusammen mit der Ludothek in diesem attraktiven Gebäude. Sie ist auch Regionalbibliothek und kam 2019 zum BeoBiblioPass, der seit diesem Zeitpunkt Bibliotheksverbund Thun Spiez heisst. (Foto: Bibliothek Spiez)
 
Die dem Verbund angehängten Bibliotheken entscheiden weiterhin über ihre Angebote und Dienstleistungen. So hat auch jede Bibliothek weiterhin ihr eigenes Reglement und eine eigene Gebührenordnung.
 
Die Stadtbibliothek Thun bietet den Gemeindebibliotheken auch einen Rotationsbestand an. Diese Dienstleistung eignet sich gut, um die eigenen Bestände kurzfristig aufzustocken und der Kundschaft Medien vor Ort anzubieten, die nicht im eigenen Bestand vorhanden sind. Aktuell nutzt diese Möglichkeit nur die Gemeindebibliothek Sigriswil.
 
Rund 600 Personen nutzen mittlerweile mit dem BeoBiblioPass das Angebot, Medien aus verschiedenen Bibliotheken auszuleihen. Vor der Pandemie waren es zeitweise über 800 aktive Pässe. Der leichte Rückgang der aktiven Kundinnen und Kunden zeigt sich auch hier.
 
Projekte für die Zukunft sind aktuell keine geplant. Das Tüpfelchen auf dem «i» wäre natürlich ein Kurierdienst zwischen den beteiligten Bibliotheken, so dass der Kunde bei der Bibliothek Thun ausleihen und in der Bibliothek Sigriswil zurückgeben könnte. Dies ist aber vorläufig nur ein Traum.
 
 
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