„Roggwil liest“

14.01.2015 | Von Marianne Stöcklin | Aus den Bibliotheken | Öffentlichkeitsarbeit | Aus der Praxis - für die Praxis

Die Plakataktion der Schul- und Gemeindemediothek Roggwil

Von Marianne Stöcklin
Marianne Stöcklin stammt aus dem Elsass. Sie absolvierte den SAB Grund- und den SAB-Leitungskurs und leitet seit 2006 die Mediothek Roggwil.
Die Mediothek Roggwil ist eine kombinierte Schul-und Gemeinde Mediothek (Stufe 1). Sie befindet sich im Dorfzentrum von Roggwil, neben den Unter- und Mittelstufenschulhäusern, in einem Pavillon, den sie sich mit einem Kindergarten teilt. Sie wird vorwiegend von Schülerinnen und  Schülern der beiden Schulhäuser besucht.
 
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Das Angebot der Mediothek ist breit gefächert und soll Nutzerinnen und Nutzer jeden Alters ansprechen. Der Medienbestand ist für die 3800 Einwohner von Roggwil bescheiden und zu klein, für die Platzverhältnisse jedoch eher zu gross. 

Mediothek Roggwil
Bestand: 6900 Medien
Raumgrösse: 75 m2
Mitarbeitende: 3
 
Gewisse Einwohnerinnen und Einwohner von Roggwil ziehen die Regionalbibliothek Langenthal, welche sich im Nachbarort befindet, wegen des grösseren Angebots vor. Viele Leserinnen und Leser sind jedoch an beiden Orten eingeschrieben und nutzen so die jeweiligen Vorzüge.
 
Die Öffentlichkeitsarbeit der Mediothek Roggwil
Die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit wurde mir schon bei früheren Tätigkeiten bewusst. Viele Jahre im Vorstand des Frauenvereins Roggwil haben mich diesbezüglich wohl am meisten geprägt. Dort galt die Devise „Tue Gutes und sprich darüber“. Damit hatten wir grossen Erfolg und wurden auch von den Behörden wahrgenommen und geschätzt. Ähnlich verhält es sich nun mit der Mediothek: Auch hier müssen wir uns immer wieder positiv bemerkbar machen.
 
Dass Öffentlichkeitsarbeit wichtig ist, wird auch im SAB Grundkurs und in allen Bibliothekskursen vermittelt. Trotzdem würde ich sie oft gerne delegieren. Da die personellen und finanziellen Ressourcen unserer Mediothek bescheiden sind, versuche ich, wann immer es möglich ist, unsere Aktivitäten zusammen mit Partnern zu realisieren, das bewährt sich.
 
Was bei uns alles zum Standardjahresprogramm gehört, mit kleinem Budget machbar ist und meist nur zeitlichen Aufwand bedeutet:
  • Seit mehreren Jahren ist eine Website aufgeschaltet, die regelmässig aktualisiert wird (http://roggwil.educanet2.ch/mediothek/.ws_gen/).
  • Jährlich findet bei uns eine Lesung in bescheidenen Rahmen statt, bis jetzt nur mit Einwohnern von Roggwil, die sich dem Schreiben widmen (je nachdem in Zusammenarbeit mit dem Kulturverein).
  • Bücherabend vor Weihnachten: zu zweit stellen wir aktuelle lesenswerte Bücher vor, zwischendurch musikalisch begleitet, mit anschliessendem Apéro (in Zusammenarbeit mit dem Kultur und dem Frauenverein).
  • Märlistunde am Weihnachtsmarkt (mit dem Gewerbeverein und der Tageschule).
  • Jährlich versenden wir ca. 10 Newsletter an Nutzerinnen und Nutzer, die dies wünschen.
  • Monatlich erscheinen 2 Büchertipps auf der Website und im Gemeindeblatt. 
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Die Plakataktion „Roggwil liest“
2010 beschlossen wir, eine grössere Werbekampagne für unsere Mediothek zu lancieren. Die Idee war, an verschiedenen Standorten des Dorfes das Mediotheksteam, Schüler, Schulklassen, Dorfpolitiker und andere bekannte Gesichter aus dem Dorfalltag auf Plakaten mit dem Aufdruck „Roggwil liest“ jeweils einen Monat lang für die Mediothek werben zu lassen. Wir fragten Menschen jeden Alters, alle natürlich auch Nutzerinnen und Nutzer der Mediothek und möglichst im Dorf gut bekannt, ob sie bereit wären, sich mit einem Buch fotografieren zu lassen und auf einem Plakat für uns zu werben. Alle angefragten Personen erklärten sich sofort bereit mitzumachen, es gab keine Absagen.

Roggwil-liest-1.jpg Roggwil-liest-1-1.jpg

Die Idee für „Roggwil liest“ stammt nicht von uns, ich hatte im Zusammenhang mit dem Südtiroler Lesefrühling davon gehört. Wir haben sie übernommen, aber grössenmässig auf unsere Verhältnisse angepasst. Das heisst, es wurden keine A1 sondern wesentlich günstigere A3 Plakate hergestellt.
 
Die Fotos wurden fortlaufend gemacht, so war die Kleidung der Jahreszeit angepasst. Als Hintergrund diente ein Foto, welches die Mediothek von innen zeigt. Zum Glück bot uns frühzeitig eine gelernte Fotografin grosszügig ihre Hilfe an, denn wie wichtig es ist, die Menschen möglichst gut abzulichten, hatte ich unterschätzt.

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Am Anfang brauchte es etwas Mut und dann hauptsächlich Durchhaltewillen,  denn, um einen starken Eindruck zu hinterlassen, beschlossen wir, die Aktion ein volles Jahr laufen zu lassen: Von Januar  bis Dezember 2011 wurde jeden Monat ein Plakat hergestellt und im Januar 2012 noch ein Abschlussplakat mit einer Collage aller Plakate:
 
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Die Aktion wurde relativ kurz entschlossen gestartet. Nach der Abklärung der bescheidenen Plakatkosten, die im laufenden Budget verbucht werden konnten, stand dem Unterfangen nichts mehr im Wege. Im November/Dezember 2010 wurde das Grundbild erstellt. Spätestens bis zur Monatsmitte mussten jeweils die neuen Fotos geschossen werden, damit genug Zeit für die Auswahl, das Bearbeiten und Fertigstellen übrig blieb. Mögliche KandidatInnen wurden fortlaufend angefragt, das ging mit der Zeit fast von alleine (es galt schon fast als Ehre, dabei sein zu dürfen). Jeweils am Monatsanfang wurden die alten Plakate entfernt und durch neue ersetzt.
 
Zeitaufwand:
Die Erstellung des Hintergrundbilds: ca. 3 Std.
Die Fotoshootings für die Monatsbilder: ca. 15-30 Min. / Monat
Auswahl und Bearbeiten der Bilder:  ca.15-30 Min. / Monat
Gang zum Copyshop: ca. 30. Min. / Monat
Verteilen: bis zu 60 Min./ Monat
Monatlicher Aufwand: ca. 2-3 Stunden.

Kosten
Wir liessen jeden Monat 20-25 Plakate auf 120 mg Papier Grösse A3 drucken.  Die Druckkosten für die ganze Aktion beliefen sich auf rund Fr. 200.-
 
Resultat
Es ist nicht so, dass wir aufgrund von „Roggwil liest“ scharenweise neue Nutzerinnen und Nutzer willkommen heissen durften, einige waren es aber schon. Wir erhielten auch viele positive Reaktionen. Positiv war auch, dass keine Plakate entfernt oder beschädigt wurden, denn das zeigt, dass wir respektiert wurden. Für das Ansehen in der Gemeinde und bei den Geldgebern war die Kampagne sicher sehr hilfreich, denn als kleine Mediothek braucht es viel, um wahrgenommen zu werden. Aber wir sind uns bewusst: Mit dieser Aktion ist es nicht getan, es braucht immer wieder neue Anläufe und Ideen , um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
 
Marianne Stocklin
 

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