Bibliotheken, die heimlichen Stars

23.02.2015 | Von Gabriela Hammel | Benutzung | Öffentlichkeitsarbeit

Vielerorts werden die Bibliotheken stiefmütterlich behandelt. Völlig zu Unrecht!

Von Gabriela Hammel
Vielerorts werden die Bibliotheken stiefmütterlich behandelt, weil die zuständigen Politikerinnen und Politiker  der Meinung sind, Bibliotheken seien im Zeitalter des Internets nicht mehr zeitgemäss und  grössere Investitionen seien nicht mehr angebracht, da sie über kurz oder lang doch geschlossen würden. Zu Unrecht allerdings, denn wie die Schweizer Bibliothekenstatistik zeigt, ist in vielen Bibliotheken die Zahl der Besuche in den letzten 10 Jahren markant gestiegen. Hier drei Beispiele: In der GGG Stadtbibliothek Basel stieg die Zahl der Besuche zwischen 2004 und 2013 von 768'757 auf 820'075 an, in der Kantonsbibliothek Aargau von  82'276 auf 120'415 und die Stadtbibliothek Burgdorf konnte im gleichen Zeitraum die Zahl der Besuche sogar fast verdoppeln (44'786 > 85‘634).

Womit lässt sich das erklären? Sicher ist, dass die steigende Zahl an Besuchen nicht einfach mit der Zunahme der Bevölkerung zusammenhängt, denn nicht überall ist die Zahl der eingeschriebenen Nutzerinnen und Nutzer im gleichen Umfang gestiegen, bzw. an manchen Orten ist sie sogar gesunken, auch in zwei der drei oben erwähnten Bibliotheken:  Während die Zahl der aktiven Nutzer/-innen bei der Aargauer Kantonsbibliothek  in den letzten 10 Jahren leicht gestiegen ist (von 2'156 (2004) auf 2'174 (2013), ging die Anzahl der Nutzer bei der GGG Stadtbibliothek Basel im gleichen Zeitraum von 33'699 (2004) auf 32'134 zurück und bei der Stadtbibliothek Burgdorf von 6'489 (2004) auf 5'683 (2014).

„Die Besucherzahlen steigen überall dort, wo die Bibliothek Verweilplätze anbietet, zitiert Alice Kohli in ihrem Artikel  Die Renaissance der Lesestuben Klaus Egli, Direktor der GGG Stadtbibliothek Basel und Präsident des Schweizerischen Verbandes der öffentlichen Bibliotheken (SAB). „Bibliotheken werden heute vielerorts nicht mehr als «Abhollager» für Bücher wahrgenommen, sondern als nichtkommerzielles Pendant zu Aufenthaltsorten wie Cafés.“ So weise z.B. eine der Zweigstellen der Stadtbibliothek Basel zwar immer weniger Ausleihen auf, dafür aber steigende Besucherzahlen, weil die Bibliothek sich in einem Stadtquartier mit hohem Anteil an Migranten befinde und die Kinder zu Hause oft nicht die nötige Ruhe hätten und sich deshalb lieber in der Bibliothek aufhielten, manchmal den ganzen Tag. „Sie spielen, lesen, schauen Bücher an und gehen wieder nach Hause – ohne ein Buch auszuleihen.“

Welche Bedeutung den Bibliotheken wirklich zukommt, veranschaulicht Hans Ulrich Locher, Geschäftsführer der SAB in seinem Artikel Analoge Plattform im digitalen Zeitalter. Darin schreibt er, dass die Schweizer Bibliotheken gemäss den Erhebungen des Bundesamts für Statistik (BfS) jährlich über 19 Millionen Besuche ausweisen und weist darauf hin, dass das das Zehnfache der Zuschauer ist, welche die Spiele der Champions League besuchen! Und er liefert gleich noch zwei weitere Argumente, die die Politiker/-innen bibliotheksfreundlicher machen könnten:„ Die Bibliotheken sind die Bildungs- und Kulturinstitutionen in Gemeinden, die im Vergleich zu allen andern öffentlichen Angeboten die höchste Frequenz haben. Sie können eine Altstadt oder ein Quartier beleben und attraktiv machen. Sie sind ein Ort, wo sich Menschen noch persönlich treffen und wo die Gemeindepolitik Kontakt zur Bevölkerung pflegen kann oder sollte, wenn sie es nicht tut.

Gabriela Hammel

Quellen:

Alice Kohli, Die Renaissance der Lesestuben, NZZ 01.09.2014
Hans Ulrich Locher, Analoge Plattform im digitalen Zeitalter, SAB-Info 2/2014

 
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