1765 auf Initiative von Bieler Stadtbürgern als Zeichen der Aufklärung und Bildung gegründet, entwickelte sich die Stadtbibliothek Biel/Bienne im Laufe der Jahre zur grössten zweisprachigen öffentlichen Bibliothek der Schweiz. Mit der Umwandlung in eine öffentlich-rechtliche Stiftung wurde 1926 der Grundstein zu einer modernen Bibliothek gelegt. Dass die Stadt stolz auf ihre Bibliothek war (und ist), unterstrich sie mit dem Bibliotheksbau, der 1933 eröffnet wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Jahr für Jahr mehr Bücher ausgeliehen. Bereits in den 1960er Jahren war die Raumnot akut. Zur Entschärfung der Situation wurde 1972 in Mett eine Quartierbibliothek eröffnet, und 1991 konnte schliesslich die Erweiterung der Stadtbibliothek eingeweiht werden. Seither zählt die Bibliothek zu einem der meist besuchten Kulturhäuser der Stadt.
Mit der Eröffnung des Anbaus wandelte sich das Medienangebot. Die Stadtbibliothek legte den Schwerpunkt auf aktuelle Literatur und erweiterte ihren Bestand um Musik und Filme. Entsprechend hoch sind die Ausleihzahlen: Jedes Jahr werden von über 10‘000 Kundinnen und Kunden mehr als 400‘000 Medien ausgeliehen. Seit 2010 stehen zusätzlich zum Personal Automaten für die Medienausleihe und -rückgabe zur Verfügung. Aber auch die 80 Arbeitsplätze im Lesesaal genügen den Anforderungen nicht mehr: vor zwei Jahren musste der Mehrzwecksaal für Gruppenarbeiten geöffnet werden.
Die verschiedenen Animationen in der Kinder- und Jugendbibliothek (Märchenstunde, Lirum, larum Värslispiel, Erzähl mir eine Geschichte usw.) entsprechen einem grossen Bedürfnis und sind gut besucht. Für Erwachsene werden seit 2009 Zyklen angeboten, bei denen jeweils ein spezifisches Thema (Essen, Jura, Sport u.ä.) im Mittelpunkt steht. Mit zusätzlichen Aktionen (Quartiergeschichten, Filme zur Geschichte Biels usw.) werden andere ausgewählte Benutzergruppen angesprochen.
2015 sprengte die Bibliothek bewusst den Rahmen des Üblichen und zeigte auf, dass eine Bibliothek nicht allein ein Medienhaus, sondern auch ein aktiver Kultur- und Begegnungsort ist, wo man sich auch austauschen oder unterhalten lassen kann. Monatlich fanden Veranstaltungen für Jugendliche und Erwachsene statt. Es wurden vor allem Veranstaltungen organisiert, die einen direkten Bezug zu Biel oder der Region hatten. So erhielten Bieler Verlage (die brotsuppe, Edition Clandestin, Edition Hartmann) die Möglichkeit, ihre Schriftsteller und Künstler sowie ihr Verlagsprogramm vorzustellen, und im Rahmen von Theatervorführungen, Konzerten oder Buchvernissagen kam es zur Zusammenarbeit mit anderen Bieler Kulturinstitutionen.
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Event Spectacles français |
Sämtliche Veranstaltungen waren öffentlich zugänglich und sollten der Bevölkerung direkt (mittels Lesungen und anschliessender Befragung) oder indirekt (mittels Podiumsdiskussionen, Konzerten u.ä.) aufzeigen, was eine Stadt- und Regionalbibliothek der Bevölkerung alles zu bieten hat, und die Bibliothek als „Dritten Ort“ positionieren.
Konzert der Bieler Band Ripstone
Zu diesem Zweck wurden die Veranstaltungen teilweise auch während den Öffnungszeiten der Bibliothek durchgeführt (am Samstagnachmittag, am Donnerstag- oder Freitagabend). Für uns bedeutete das: möglichst rasch Büchergestelle verschieben, die Bühne einrichten und Stühle aufstellen. Mittlerweile sitzen die Handgriffe und der zentrale Bibliotheksbereich verwandelt sich in wenigen Minuten in einen Veranstaltungsort.
Die Möglichkeit einer spontanen Teilnahme wurde sehr geschätzt. Die Tatsache, dass die Mitarbeitenden vermehrt im öffentlichen Bereich eingesetzt wurden und aktiv an den Veranstaltungen beteiligt waren, bot den Event-Besuchern die Möglichkeit, sich beim Personal über die Bibliothek zu informieren, sich einzuschreiben oder im Anschluss an die Veranstaltung Medien auszuleihen.
Der eigentliche Höhepunkt des Jubiläumsjahres waren die zehn Tage im Juni. Vom 11. bis 20. Juni wurde der Neumarktplatz von der Stadtbibliothek in Beschlag genommen. Zwei Zelte wurden aufgestellt, Plakate kündigten das Programm an und ein Holzbildhauer schuf während den 10 Tagen auf dem Platz einen Bücherturm. Unser Ziel war es, möglichst viele unterschiedliche Personengruppen anzusprechen, von Kindern bis zu „Golden Agers“, von Kulturbeflissenen bis zu Bergsteigern.
Täglich durchgeführte literarische Performances oder Buchvernissagen stellten das Medium Buch in ihren Mittelpunkt. Berufskolleginnen und -kollegen aus der ganzen Schweiz präsentierten bei einer „pecha kucha“-ähnlichen Veranstaltung ihre Zukunftsvisionen für die Bibliotheken.
pecha-kucha-TeilnehmerInnen
Der Musiker Jalalu führte zusammen mit einer Schulklasse ein Konzert zum Thema Buch auf. An der offiziellen Festveranstaltung vom 13. Juni sprachen Politiker und der Leiter des kantonalen Amts für Kultur über die Wichtigkeit des Bibliothekswesens.
Zusammen mit Multimondo, dem Kulturparcours, dem Schweizerischen Literatur-Institut, den Spectacles français, dem Runden Tisch der Religionen oder der Ludothek wurden einmalige Events gestaltet.
Multimondo-Event
Event Runder Tisch der Religionen
Das Büchlein des Berner Künstlers Peter Wüthrich „Les Anges de Biel/Bienne“ und der Bücherturm von Bernhard Dürig stellen bleibende Erinnerungen dar.
Neben lokalen Grössen wie Daniel Andres, Pavel Schmidt, Peter Wyssbrodt, Martin Ziegelmüller, Urs Dickerhof oder Ruedi Schwyn, um nur wenige zu nennen, traten unter anderem Peter Stamm, Andreas Thiel, Michel Buehler oder Martin Walser während des Jahres bei uns auf.
Die Veranstaltung „Erinnerungen an die Bieler Industrie“ lockte weit über 120 Personen an. Wir waren vom Erfolg so überrascht, dass eine weitere Veranstaltung im nächsten Jahr geplant wurde. Damit ist schon gesagt, dass wir auch im 251. Jahr des Bestehens der Stadtbibliothek Biel/Bienne um eine fachlich kompetente Informations- und Kulturvermittlung bemüht sein werden.
Clemens M. Moser
Direktor Stadtbibliothek Biel/Bienne
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(Illustrationen zvg)